Der Silberpreis stieg zur Vorwoche um 1,70 $ an, während die Positionierung am Terminmarkt nahezu unverändert blieb. Der COT-Index hat sich dabei um 1 Punkt auf 16 Punkte verbessert. In den letzten drei Wochen zeigte sich eine sukzessive Verbesserung der Terminmarktdaten, obwohl der Preis in der gleichen Zeit um 3,50 $ ansteigen konnte. Das zeigt eine enorme Stärke am Silbermarkt, getrieben durch einen Anstieg der physischen Nachfrage und ein Ausbleiben von Verkäufern nach dem Bruch des Widerstands bei 35,50 $. Viele Marktteilnehmer hoffen nun auf eine massive Rallye, getrieben durch steigende Investmentnachfrage sowie durch mögliche Short-Eindeckungen der großen vier Händler an der COMEX. Diese hatten jedoch zuletzt ihre Short-Position erneut um vier Tage auf 91 Tage ausgeweitet und halten damit aktuell die größte Short-Position seit 2016. Noch halten die BIG4 dagegen und wetten auf einen wieder stark fallenden Silberpreis, anstatt auf eine Rallye.
Sollte der Goldpreis korrigieren und Silber folgen, könnte die Investmentnachfrage schnell abebben. In diesem Fall bliebe ein Überhang an Long-Positionen im Terminmarkt bestehen, der einen Long-Drop auslösen und eine starke Preiskorrektur verursachen könnte. Auch wenn sich in den letzten drei Wochen enorme Stärke am Silbermarkt zeigte, ist der Terminmarkt weiterhin überkauft. Deshalb besteht eine Gefahr für einen starken Rücksetzer. Trader sollten ihre Stopps konsequent im Markt haben und diese sukzessive nachziehen, um aktuelle Gewinne zu sichern, insbesondere nachdem der Aufwärtstrend bei Gold zuletzt gebrochen wurde.
Dem Ausbruch des Silberpreises über 35,50 $ folgten über einen Monat keine Anschlusskäufe. Der Silberpreis bewegte sich in dieser Zeit in einer engen Handelsspanne von 1,50 $. Mitte Juli gelang schließlich der Ausbruch darüber mit einem dynamischen Anstieg auf 39,50 $. Der seit April bestehende Aufwärtstrend ist noch intakt. Solange dieser hält, kann der Silberpreis grundsätzlich weiter ansteigen. In den letzten drei Wochen zeigte sich ein Defizit am physischen Markt, ausgelöst durch eine stark gestiegene Investmentnachfrage. Gleichzeitig haben sich die wirtschaftlichen Aussichten verbessert, da Handelsstreits größtenteils beigelegt oder pausiert wurden.
Der Goldpreis hat mittlerweile seinen Aufwärtstrend gebrochen und erneut auf 3.300 $ korrigiert, was ein bärisches Indiz ist. Zuvor gab es einen False Break auf der Oberseite, was dieses Signal zusätzlich verstärkt. Der aktuell steigende Dollar belastet den Goldpreis im US-Dollar und wirkt sich auch negativ auf den Silberpreis aus, da dieser entscheidend für die physische Nachfrage ist. Im kurzfristigen Silberchart ist der Aufwärtstrend noch intakt, allerdings konsolidiert der Silberpreis direkt am Trend. Sollte sich die bärische Flaggenformation bestätigen, würde eine Korrektur auf 35,50 $ folgen. Damit wäre der Aufwärtstrend gebrochen.
Mitte Juli wurde auf Wochenbasis ein zyklisches Verkaufssignal generiert, das in der Vergangenheit sehr präzise war. Der Terminmarkt ist überkauft, auch wenn sich in den letzten drei Wochen Stärke zeigte. Beim Gold dagegen haben sich die Terminmarktdaten zuletzt deutlich verschlechtert, was keine Unterstützung für Silber bietet. Insgesamt zeigt sich damit ein gemischtes Bild: Solange der Aufwärtstrend hält, besteht weiter Potenzial.
Für das Trading sind der Aufwärtstrend und die Kreuzunterstützung bei 37,50 $ entscheidend. Brechen diese, wird die nächste Unterstützung bei 35,50 $ angelaufen. Die Stops im mittelfristigen Swing-Trading wurden auf 36,75 $ nachgezogen, nachdem der Einstieg bei 33,50 $ erfolgte. Im schlimmsten Fall werden wir mit Gewinn ausgestoppt und können nach einer Korrektur günstiger wieder zurückkaufen.
Mittelfristig könnte eine ausgeprägte deflationäre Rezession den Silberpreis noch einmal zusetzen, weshalb man noch immer vorsichtig sein muss. Charttechnisch liegt bei 28$ eine mittelfristige Kreuz-Unterstützung, die für diesen Fall Halt bieten sollte. Nur im Rahmen einer starken Rezession mit einem Einbruch der Aktienmärkte wären noch tiefere Preise denkbar. Der Silberpreis hat sich übergeordnet eingekeilt und eine größere Korrektur könnte damit beginnen, dass der Aufwärtstrend bricht. Danach würde die Unterstützung bei 35$ entscheiden, ob sich die Korrektur weiter fortsetzen kann, wobei im schlimmsten Fall eine Korrektur auf ca. 30$ denkbar wäre.
Sehr bullisch für Silber könnten Shorteindeckungen der großen vier Händler an der COMEX sein, die aktuell die grösste Shortposition seit 2016 mit 91 Tagen der Weltproduktion halten. Sollten diese im Umfeld eines fortbestehenden Defizits am Silbermarkt zur Eindeckung gezwungen werden, würde dies zu einer Explosion der Silberpreises führen, wobei Preisspitzen jenseits der 100$ denkbar wären.
Langfristige Analyse
Im Langfristchart sieht man deutlich die Unterstützungszone zwischen 28$ und 30$, die zuletzt gehalten hat. Man sieht auch, wie wichtig der Widerstand bei 35$ ist, der zuletzt überwunden werden konnte. Solange der Silberpreis darüber handelt, besteht die Möglichkeit einer Fortsetzung des Anstiegs mit einer Rallye auf 44$ bis 50$. Eine Rezession bleibt eine Gefahr für die industrielle Nachfrage am Silbermarkt und so gibt es mittelfristig noch deutliche Risiken auf der Unterseite.
Ein stagflationäres Umfeld dürfte Investoren auf längere Sicht nur wenige Anlagealternativen zu Gold und Silber bieten. Die in diesem Umfeld voraussichtlich stark steigende Investmentnachfrage dürfte zu einem anhaltenden physischen Nachfrageüberhang führen. Dies dürfte den Silberpreis langfristig über sein nominales Allzeithoch von 50 $ tragen und mehrere Preisspitzen nach sich ziehen, die man im Trading gut nutzen kann.
Die langfristige Entwicklung am Gold- und Silbermarkt bleibt weiterhin stark von einer möglichen Rückkehr zu einer lockeren Geldpolitik abhängig, wie beispielsweise als Reaktion auf eine Rezession, geopolitische Spannungen oder Einflussnahme durch die Trump-Administration.
Ein möglicher Risikofaktor bleibt das Szenario einer deflationären Rezession, in der die Zentralbanken nicht unmittelbar mit expansiven Maßnahmen reagieren. In diesem Fall könnte die industrielle Nachfrage, insbesondere bei Silber, deutlich zurückgehen, der Terminmarkt komplett bereinigt werden und ein erneuter Test der Unterstützung im Bereich von 22 $ folgen.
Ein solches Tief sollte jedoch als strategische Einstiegschance genutzt werden, um in Silber langfristig Long-Positionen aufzubauen. Schon jetzt ist Silber bei einem Gold-Silber-Ratio von 100 für langfristige Investments dem großen Bruder Gold zu bevorzugen. Rücksetzer unter 28$ sind als langfristige antizyklische Kaufchance zu sehen.