Der Goldpreis steht seit einer Woche mit einem Rückgang von fast 3% unter Verkaufsdruck. Die neuen Handelsabkommen zwischen den USA und Japan, sowie der USA und der Europäischen Union haben Optimismus unter den Investoren geschürt und die Nachfrage nach sicheren Anlagen wie Gold aufgrund einer gestiegenen Risikobereitschaft reduziert. Dazu wird eine Verlängerung der Zollpause im Handelsstreit mit China diskutiert, die die Nachfrage weg von sicheren Häfen hin zum Aktienmarkt verschieben könnte.
Der US-Dollar zog auf das Handelsabkommen hin an, während der schlechte Deal für Europa den Euro unter Verkaufsdruck setze, wobei der Euro auf fast 1,15$ fiel. Diese Dollarstärke war mitverantwortlich für die Schwäche des Goldpreises in US-Dollar, da Gold in Euro seit Wochenbeginn bereits wieder um 50 € je Feinunze angestiegen ist.
Zum Rückgang des Goldpreises dürften auch Rekordabflüsse aus chinesischen Gold-ETF-Produkten beigetragen haben, die im Juli rund 450 Million US-Dollar betrugen. Anleger in China sollen ihren Schwerpunkt von Gold-ETFs auf lokale Aktien verlagern, da die Aktien im letzten Monat stiegen, während der Goldpreis stagnierte. Einige Anleger nehmen Gewinne aus Gold mit und investieren in Aktien, um einer stärkeren Dynamik nachzujagen. Der chinesische CSI-300 Index kletterte um 5,5 % und verzeichnete damit den stärksten Anstieg seit September letzten Jahres. China ist der weltweit größte Markt für physische Goldbarren und obwohl die börsengehandelten Fonds des Landes im Vergleich zu ihren globalen Pendants klein sind, stellen sie eine der einfachsten Möglichkeiten dar, um in Gold zu investieren, womit sie ein wichtiges Stimmungsbarometer sind. Der grösste amerikanische Gold-ETF (GLD) verzeichnete in der vergangenen Woche hingegen Mittelzuflüsse in Höhe von 1,46 Mrd. $.
Charttechnisch ist der Goldpreis mittlerweile stark angeschlagen, nachdem drei Aufwärtstrends bereits brachen und es in der letzten Handelswoche zu einem falschen Ausbruch nach oben kam, was in der Regel ein bärisches Indiz ist. Womöglich steht eine Bereinigung des überhitzten Marktes bevor und eine kleine Korrektur auf 3.000$ je Feinunze wäre im großen Bild nichts besonderes und durchaus gesund für den Markt.
Silberpreis testet seinen wichtigen Aufwärtstrend
Parallel zur Entwicklung des Goldpreises ist seit Mitte der vergangenen Handelswoche auch der Silberpreis unter Druck geraten. Hauptgrund war die Erholung des US-Dollars sowie die enge positive Korrelation zwischen Silber und Gold. In der Vorwoche erreichte Silber ein Hoch bei 39,50 $ und damit den höchsten Stand seit 14 Jahren. Seit dem entscheidenden Ausbruch über den Widerstandsbereich bei 35,50 $ zeigt Silber im Verhältnis zu Gold eine ausgeprägte relative Stärke und konnte seither dynamisch zulegen.
Die Rallye wird in erster Linie durch einen Anstieg der Investmentnachfrage getrieben, vor allem über Nachfrage in physisches Silber, wie ETF-Produkte, sowie Münzen und Barren. Der Terminmarkt war hingegen wenig an der letzten Aufwärtsbewegung beteiligt, was die aktuellen Daten der CFTC belegen. Auch die Erwartung sinkender Leitzinsen sind ein weiterer Punkt, der den Silber- und Goldpreis zuletzt gestützt haben dürfte. Einerseits verringern niedrigere Zinssätze die Attraktivität von Anleihen zugunsten von Gold und andererseits könnte dieser positive Konjunkturimpuls kurzfristig die industrielle Nachfrage nach Silber stärken.
Der Goldpreis in US-Dollar hat jedoch seinen Aufwärtstrend gebrochen, nach einem vorherigen Fehlausbruch auf der Oberseite, was charttechnisch bärisch ist. Der übergeordnete Trend droht nun nach unten zu drehen, was aus charttechnischer Sicht weiteres Abwärtspotenzial in Richtung 3.000 $ eröffnen könnte. Sollte der US-Dollar seine jüngste Stärke fortsetzen, wäre ein solches Szenario durchaus realistisch. In diesem Umfeld dürfte auch Silber unter Druck geraten und seinen Aufwärtstrend brechen mit einem Mindestkorrekturziel auf die Unterstützung bei 35,50 $.
Silberrallye – Shorteindeckungen könnten Rallye weiter anheizen
Besonders interessant ist die extrem hohe Shortposition der vier größten Händler an der COMEX, die aktuell dem Gegenwert von 91 Tagen der Weltproduktion entspricht. Sollte diese Gruppe gezwungen sein, sich aufgrund einer starken Investmentnachfrage einzudecken, droht eine kurzfristige und potenziell historische Preisexplosion. Die geschah in diesem Jahr auch am Goldmarkt und trug maßgeblich zu der Rallye auf 3.500$ je Feinunze bei.
Gleichzeitig ist der Terminmarkt für Silber jedoch spekulativ stark überdehnt, was die Gefahr eines abrupten Endes der Rallye und einer folgend starken Korrektur birgt. Exogene Faktoren wie neue US-Zölle, ein stärkerer US-Dollar oder eine Korrektur beim Goldpreis könnten die Aufwärtsbewegung ebenfalls ausbremsen. Anleger sollten daher Stop-Loss-Orders platzieren und diese sukzessive nachziehen, um im Fall einer Korrektur antizyklisch kaufen zu können. Die Rallye verläuft aktuell entlang einer Klippe – das Momentum und der Aufwärtstrend sind intakt, doch das Risiko steigt.