Der Goldpreis stieg am Mittwoch auf 3.675 US-Dollar je Feinunze an, während der Silberpreis am Dienstag ein 14-Jahreshoch bei 42,26 US-Dollar erreichte. Getrieben wurde der Preisanstieg primär durch einen Anstieg der Investmentnachfrage, nachdem vor zwei Wochen zuerst der Silber- und folgend der Goldpreis aus einer mehrmonatigen Konsolidierungszone nach oben ausbrechen konnten. Dies zog neue Spekulanten und Investoren in den Markt, die auf eine neue Rallye auf bis zu 4.000 US-Dollar je Feinunze im Gold hoffen. Weiterhin wird der Preisanstieg gestützt von niedriger als erwarteten US-Inflationszahlen, einer nachlassenden Verbraucherstimmung, schlechten Arbeitsmarktdaten, der zunehmenden Einpreisung einer Zinssenkung im September, sowie die mediale Berichterstattung um die Unabhängigkeit der US-Notenbank.
Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus des Goldpreises damit auf 38,8 %, was die Funktion von Gold als wertbeständigem Geld in einem Umfeld politischer und geldpolitischer Unsicherheit unterstreicht. Silber legte im selben Zeitraum noch stärker um 41,6 % zu. Diese Entwicklung spiegelt sowohl Zuflüsse aus dem Sicherheitsmotiv heraus, als auch eine spekulative Komponente wider, wobei der deutlich kleinere Silbermarkt prozentual stärkere Kursanstiege ermöglicht. Aktuell liegt das Gold-Silber-Ratio bei etwa 90, was nahe dem historischen Hoch von rund 100 ist und deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von etwa 60 sowie den historischen Tiefständen um 15 bis 20 liegt. Diese hohe Ratio verstärkt die spekulative Nachfrage, nachdem der Goldpreis immer neue Allzeithochs erklimmt, während der Silberpreis sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar noch immer nicht erreicht hat. Darüber hinaus spielt Silber als industrielles Metall eine bedeutende Rolle, dessen Nachfrage aufgrund der engen Verknüpfung mit der Weltkonjunktur in Phasen rückläufiger Zinsen häufig durch eine doppelte Nachfragewirkung verstärkt wird – eine Entwicklung, die von gestiegenen Zinssenkungserwartungen begünstigt wird.
Trotz der historisch starken Rallye ohne geldpolitische Lockerungen bei steigenden Marktzinsen bleibt die Stimmung am Goldmarkt bullisch, da der wirtschaftliche und politische Ausblick zunehmend Investoren aus dem Aktien- und Anleihenmarkt in Gold drängt, was typisch für ein sich verfestigendes stagflationäres Umfeld ist.
Wir stehen an einem Scheideweg der Geschichte, an dem das Eingreifen des Staates ökonomische Prozesse derart verzerrt hat, dass die spontane Ordnung zerstört wurde. Ihr drohender Zusammenbruch wird disruptiv sein und die tragfähigen Grundlagen auflösen. Die Europäische Union und Großbritannien sind in einem lähmenden Netz aus Regulierung und Umverteilung gefangen, während zumindest die USA noch die Fähigkeit besitzen, sich zu korrigieren, fehlt in Europa der Wille zur Einsicht. Aus Sicht der Österreichischen Schule wäre eine radikale Rückkehr zur Freiheit, zum Eigentumsschutz und zur spontanen wirtschaftlichen Ordnung der einzige Weg, um den ökonomischen Niedergang zu beenden. Verweigerung bedeutet eine Verlängerung des Leidens und eine noch schmerzlichere Zwangsordnung. Bis dahin wird das stagflationäre Umfeld zunehmen, wobei Gold, Silber und Minenaktien voraussichtlich den Standardaktien- und Anleihenmarkt outperformen werden.
Arbeitsmarktdaten deuten auf Rezession hin
Das US-Statistikamt für Arbeitsmarktdaten (BLS) gab in dieser Woche zu, dass es den Arbeitsplatzzugewinn im letzten Amtsjahr von Joe Biden um 911 Tsd. überschätzt hatte. Dies führte nun zu der größten nachträglichen Abwärtsrevision in der Geschichte. Die US-Beschäftigungszahlen zeigen, dass von April 2024 bis März 2025 nur 847 Tsd. Stellen geschaffen wurden, was einem Durchschnitt von ca. 70 Tsd. pro Monat entspricht und deutlich unter den bisherigen Berechnungen von 147 Tsd. pro Monat lag.
Dies zeigt, dass der Arbeitsmarkt in diesem Zeitraum viel schwächer war als bisher angenommen, was die Sorgen vor einer Rezession verstärkt. Die ohnehin schon schlechten Arbeitsmarktprognosen haben sich dadurch nochmals verschlechtert und die Argumente für eine Zinssenkung gestärkt. Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung in der nächsten Woche am 17. September nun bei 100 %.
Dies zeigt, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal des vergangenen Jahres ihren Höhepunkt erreicht hatte. Am Anleihemarkt führten die Nachrichten zunächst zu einem Rückgang der Renditen, bevor diese durch anstehende Signale zur Inflation und höhere Emissionsvolumina wieder stiegen. Der US-Dollar verlor nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten zunächst an Wert, bevor er mit steigenden Renditen im Verlauf wieder zulegte, während der Euro an einem entscheidenden Abwärtstrend wieder zur Schwäche neigte.
Gold-Aufwärtstrend intakt!
Aus technischer Sicht ist der Aufwärtstrend bei Gold intakt. Der Ausbruch aus der monatelangen Konsolidierungsphase, zog neue Investmentnachfrage nach sich, was die aktuellen ETF-Zuflüsse bestätigen. Der Goldmarkt ist zwar überkauft und eine jederzeit möglich Konsolidierung oder Korrektur wären gesund, doch zeigt der zuletzt bullische anstatt bärische Ausbruch aus der Handelsspanne, dass weiterhin ein strukturelles Defizit am Goldmarkt herrscht. In diesem Rahmen bleiben Rücksetzer Kaufchancen innerhalb eines übergeordneten Bullenmarktes, der von negativen Realzinsen, steigender politischer Unsicherheit und anhaltender fiskalischer Expansion getragen wird.
Das Tageschart für Gold in Euro zeigt den glasklaren Ausbruch aus der monatelangen Konsolidierung, die ich unter anderem in folgendem Video thematisiert und zeitnah das Kaufsignal gegeben hatte:
Der Goldpreis in Euro keilte sich seit Mai innerhalb eines korrektiven Abwärtstrends und eines mittelfristigen Aufwärtstrends zunehmend ein. Anstatt den Aufwärtstrend zu brechen und zu korrigieren, was nach der starken Rallye der letzten anderthalb Jahre nicht verwunderlich gewesen wäre, brach dieser stattdessen nach oben aus und gab ein erneutes Kaufsignal mit einem Potenzial von 200-400 Euro nach oben. Solange sich der Preis über der Marke von 2.900 Euro (3.400 US-Dollar) hält, bleibt das Kaufsignal intakt und das Chartbild sehr bullisch. Die Rallye könnte sich fortsetzen bis der Goldpreis in US-Dollar die runde Marke bei 4.000 US-Dollar erreicht hat, wobei begrenzte Korrekturen drohen, sobald Aufwärtstrends oder wichtige Unterstützungen brechen.
Frankreich gefährdet Stabilität der Eurozone
Die französische Staatsverschuldung steigt weiter an und liegt aktuell bei über 114 % des BIP, wobei die politischen Schwierigkeiten, gerade nach dem Rücktritt von Premierminister François Bayrou, die Unsicherheit an den Märkten erhöht. Frankreich wird zunehmend als Risiko für die Eurozone wahrgenommen, da es seine Haushaltskonsolidierung bislang nicht glaubhaft vorantreiben konnte. Der Markt fordert daher höhere Risikoprämien, was sich in den steigenden Renditen niederschlägt, während Italien durch eine erfolgreiche Haushaltskonsolidierung und größere politische Stabilität nun stärkeres Vertrauen genießt.
Der Zinsunterschied (Spread) zwischen französischen (OATs) und italienischen (BTPs) Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit ist auf einen historischen Tiefstand gefallen und die französischen Renditen (OATs) liegen erstmals über denen der italienischen (BTPs). Normalerweise verlangt der Markt von Italien als kredit- und fiskalpolitisch schwächerem Land einen ordentlichen Risikoaufschlag und somit höhere Renditen gegenüber Frankreich, weshalb der Spread in der Vergangenheit fast immer positiv war. Italien musste also höhere Zinsen zahlen als Frankreich, um Investoren für das höhere Risiko zu kompensieren.
Jetzt ist der Spread praktisch auf null gefallen (0,008 %), was extrem ungewöhnlich ist und zuletzt Ende der 1990er vorkam. Diese Entwicklung signalisiert massive Vertrauensprobleme in die französische Staatsfinanzierung oder politische Stabilität und ist an den Anleihemärkten ein außergewöhnliches Warnsignal. Die Finanzmärkte sind in Sorge, da ein solches Szenario bisher als nahezu ausgeschlossen galt.
Für den Euro, der zuletzt stark zum US-Dollar gestiegen war, könnte sich aufgrund der französischen Krise das Blatt nun wenden. Die politische Instabilität und die wachsenden Zweifel an Frankreichs finanzieller Stabilität belasten das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung. Eine sich verschärfende Staats- und Regierungskrise in Frankreich birgt zudem das Risiko, dass die gesamte Eurozone in eine neue Schuldenkrise gerät, was die Eurozone und den Euro langfristig schwächen würde. Mittelfristig wäre eine erneut lockere Geldpolitik der EZB möglich, was den Euro deutlich unter Druck bringen würde, wovon der Goldpreis in Euro diametral gegensätzlich profitieren würde.
Der Euro hat einen wichtigen Abwärtstrend bei rund 1,17 US-Dollar erreicht und kürzlich einen Ausbruchsversuch nach oben unternommen, der bislang gescheitert ist. Sollte der Ausbruch nach oben gelingen, könnte der Euro zum US-Dollar noch einmal weiter steigen, obwohl er im letzten Jahr bereits sehr stark gestiegen war. Sollte der Euro nun jedoch scheitern und ein nachhaltiger Bruch des bei 1,16 USD verlaufenden Aufwärtstrends folgen, wäre eine Trendwende am Währungsmarkt zugunsten des US-Dollars denkbar.