Der Platinpreis stieg zur Vorwoche um 28 US-Dollar an, wofür die Spekulanten mit 900 Kontrakten long gingen. Das zeigt eine klare Stärke zur Vorwoche. Zum Open Interest adjustiert konnte sich der CoT-Index sogar um 8 Punkte auf 61 Punkte verbessern.
Platin steht damit weiterhin besser da als Palladium. Solange Gold und Silber weiter ansteigen, wird auch zusätzliche Investmentnachfrage in den Platin- und Palladiummarkt fließen – zumindest solange keine Rezession kommt. Wie bereits beim Ausbruch von Gold besprochen, kann es aufgrund der steigenden Investmentnachfrage noch einmal zu einem Preisanstieg bei Platin kommen.
Man darf also long gehen oder bleiben, muss aber mit engem Risikomanagement arbeiten und den Stopp im Markt haben. Ein Spike um 200-300 US-Dollar wäre denkbar, doch sollte man dann auch die Gewinne mitnehmen. Mittel- bis langfristig bleibt jedoch das Risiko eines massiven Abverkaufs bestehen, falls eine Rezession eintritt. In diesem Szenario könnte der Platinpreis wieder auf 800 US-Dollar oder tiefer fallen.Kurzfristige Technische Analyse
Der Platinpreis brach im Mai dynamisch aus einer dreijährigen Konsolidierungsformation in einer immer enger werdenden Handelsspanne nach oben aus, nachdem in der Zuspitzung plötzlich Investmentnachfrage aufkam. Über mehrere Jahre zeigte sich zuvor weder Stärke am Markt noch ein physisches Defizit, doch im April begannen Investoren verstärkt auf einen Anstieg des Preises zu setzen. Nach der starken Goldrallye und dem Anstieg von Silber in Richtung seines Allzeithochs wettete man auf eine Aufholjagd bei Platin, auch wenn diese fundamental kaum begründet war.
Da Platin ein vergleichsweise kleiner Markt ist, können schon moderate Zuflüsse den Preis stark bewegen. Innerhalb weniger Monate stieg er von 1.000 auf 1.500 US-Dollar, bevor eine Korrektur auf 1.300 US-Dollar einsetzte. Diese drohte sich auszuweiten, wurde jedoch durch den Ausbruch des Goldpreises aus seiner viermonatigen Konsolidierung verhindert. Dadurch wurde Platin erneut nachgefragt, das Angebot verknappte sich und der Preis zog wieder an. Nachdem Gold über 3.400 US-Dollar ausgebrochen war, hatte ich im Bereich um 1.350 US-Dollar ein Kaufsignal gegeben mit dem Hinweis, vorsichtig zu sein, falls sich der Anstieg bei Gold als nicht nachhaltig erweisen sollte.
Mit dem weiteren Anstieg des Goldpreises bis 3.800 US-Dollar traten auch im Platinmarkt zusätzliche Käufer auf, die ihr Kapital breit auf alle Edelmetalle verteilten. Solange diese Nachfrage anhält, kann Platin weiter in Richtung 1.800 US-Dollar steigen. Dort dürfte die Luft jedoch dünner werden, vor allem wenn Gold in eine Korrektur übergeht. Fundamentale Gründe für einen Kauf fehlen, einerseits da der Markt gut versorgt ist und kein strukturelles Defizit aufweist und andererseits sich die Wirtschaft abschwächt und eine Rezession bevorsteht. Damit steht die Rallye auf wackeligen Beinen. Kurzfristig bleibt Platin long seit 1.350 US-Dollar mit einem Stop-Loss auf diesem Niveau, denn gerade hier gilt: Ein Stop ist der beste Freund im Trading. Sollte die Rallye bis in den Widerstandsbereich bei 1.800 US-Dollar laufen, so sollte man dort Gewinne einstreichen und ggf. eine Shortposition eingehen. Mittelfristig erwarte ich, dass der Platinpreis wieder deutlich unter Verkaufsdruck gerät, insbesondere in einer Rezession oder Krise. Für Trader bietet die gestiegene Volatilität viele Chancen und gute Profitmöglichkeiten.
Langfristige Einschätzung
Historische Daten zeigen, dass die Preise von Platin und Palladium in Rezessionsphasen häufig abrupt und deutlich einbrechen. Sollte sich dieses Muster erneut bestätigen, könnte ein solcher Rückgang in einer Rezession eine interessante Gelegenheit für antizyklische Käufe darstellen.
Chancen für den Platinpreis böten sich bei einer spürbaren Angebotsverknappung. Diese könnte zum Beispiel durch eine erneute Energiekrise in Südafrika ausgelöst werden, da die Region seit Jahrzehnten immer instabiler wird. Solche Szenarien sind schwer vorherzusagen, wogegen das Risiko einer weltweiten Rezession zurzeit deutlich konkreter ist, insbesondere im aktuellen Umfeld weiter steigenden langfristigen Zinsen.
Sollten die Zentralbanken im Zuge einer Rezession oder infolge externer Schocks wieder auf geldpolitische Lockerungsmaßnahmen umschwenken, würde sich daraus ein klares Aufwärtspotenzial für Platin ergeben. Ein sinnvoller Einstiegszeitpunkt wäre jedoch erst dann erreicht, wenn entsprechende Maßnahmen tatsächlich angekündigt werden. Bis dahin ist Vorsicht geboten, da das Risiko eines erneuten Rücksetzers in einem rezessiven Umfeld hoch bleibt.
Charttechnisch gesehen könnte sich nach dem Anstieg der Investmentnachfrage ein neuer Boden im Bereich um 1.100 US-Dollar herausbilden. Ein Rücksetzer auf dieses Niveau könnte daher bereits eine gute antizyklische Kaufchance darstellen in einer Rezession. Insgesamt bleibt das Bild uneinheitlich. Sollten die Zinsen weiter hoch bleiben und sich die Wirtschaftsaussichten eintrüben, würde dies den Platinpreis wieder belasten und dieser nach einer spekulativ getriebenen Rallye wieder stärker korrigieren. Klar ist jedoch, dass die mehrjährige Phase geringer Volatilität ihr Ende gefunden hat, nachdem der Platinpreis aus seiner Handelsspanne ausbrechen konnte und Tradern nun wieder viele Chancen bieten dürfte.