Hinweis: Aufgrund des Government Shutdown in den USA hat die CFTC seit einem Monat keinen neuen CoT-Report mehr veröffentlicht. Dieser CoT-Report und seine Analyse dazu sind demnach schon einen Monat alt.
Der Platinpreis stieg zur Vorwoche um 80 US-Dollar an, während die Spekulanten in der gleichen Zeit mit 4 Tsd. Kontrakten Long gingen. Der CoT-Index hat sich dementsprechend um 10 Punkte auf 51 Punkte verschlechtert und ist nun wieder neutral.
Wir sehen, dass bei Platin mit dieser neutralen Positionierung alles möglich ist – sowohl steigende als auch fallende Preise, wenn Spekulanten auf der Long- oder Short-Seite aufspringen. Platin wird zudem aktuell von Investmentnachfrage getrieben, die den Preis nach oben schiebt.
Der Preisanstieg in der letzten Woche wurde teilweise über den Terminmarkt, aber auch über den physischen Markt getragen, wo die Investmentnachfrage zuletzt zugenommen hat. Solange Gold stark ist, können auch Silber und Platin weiter ansteigen. Sobald Gold korrigiert, werden Silber und Platin mit nach unten gezogen. Insgesamt zeigt der CoT-Report schön, wie die Investmentnachfrage zu einem plötzlichen Defizit am Markt sorgte, das einen Preissprung nach sich zog.
Kurzfristige Technische Analyse
Der Platinpreis brach Ende Mai dynamisch aus einer dreijährigen Konsolidierungsformation in einer immer enger werdenden Handelsspanne nach oben aus, nachdem in der Zuspitzung plötzlich Investmentnachfrage aufkam. Über mehrere Jahre zeigte sich zuvor weder Stärke noch ein physisches Defizit am Markt, doch im April begannen Investoren verstärkt auf einen Anstieg des Preises zu setzen. Nach der starken Goldrallye und dem Anstieg von Silber in Richtung seines Allzeithochs wettete man auf eine Aufholjagd bei Platin, auch wenn diese fundamental kaum begründet war zu diesem Zeitpunkt.
Da Platin ein vergleichsweise kleiner Markt ist, kann schon ein moderater Anstieg der Investmentnachfrage den Preis stark bewegen. Innerhalb weniger Monate stieg er von 1.000 US-Dollar auf 1.500 US-Dollar, bevor eine Korrektur auf 1.300 US-Dollar einsetzte. Diese drohte sich auszuweiten, wurde jedoch durch den Ausbruch des Goldpreises aus seiner viermonatigen Konsolidierung verhindert. Dadurch wurde Platin erneut nachgefragt, das Angebot verknappte sich und der Preis zog wieder an. Nachdem Gold über 3.400 US-Dollar ausgebrochen war, hatte ich im Bereich um 1.350 US-Dollar ein Kaufsignal gegeben mit dem Hinweis, vorsichtig zu sein, falls sich der Anstieg bei Gold als nicht nachhaltig erweisen sollte.
Mit dem weiteren Anstieg des Goldpreises bis 4.400 US-Dollar traten auch im Platinmarkt zusätzliche Käufer auf, die ihr Kapital breit auf alle Edelmetalle verteilten. Dank dieser spekulativen Investmentnachfrage konnte Platin weiter in Richtung 1.750 US-Dollar ansteigen, womit das Preisziel bei 1.800 US-Dollar fast erreicht wurde. Ich schrieb bereits vor einem Monat im Marktkommentar: Sollte die Rallye bis in den Widerstandsbereich bei 1.800 US-Dollar laufen, so sollte man dort Gewinne einstreichen und ggf. eine Short-Position eingehen. Dort wurde die Luft dünn, so wie erwartet, und es setzte eine Korrektur ein, die den Preis zurück auf 1.500 US-Dollar brachte.
Fundamentale Gründe für neuerliche Käufe fehlen, einerseits da der Markt gut versorgt ist und kein strukturelles Defizit aufweist und andererseits sich die Wirtschaft abschwächt. Damit steht diese Rallye weiterhin auf wackeligen Beinen. Mit dem Verkaufssignal bei Gold am Doppeltop gab es auch das Signal zur Gewinnmitnahme am Platinmarkt und für einen Short-Einstieg. Nach einer anfänglichen Korrektur auf 1.500 US-Dollar erholte sich der Preis wieder auf 1.650 US-Dollar, da das Sentiment noch immer sehr bullisch ist.
Sollte der Goldpreis in der nächsten Woche weiter korrigieren und in den Folgewochen weiter fallen, so wäre ein Rücksetzer bei Platin auf 1.350 US-Dollar wahrscheinlich. Mittelfristig erwarte ich, dass der Platinpreis wieder deutlich unter Verkaufsdruck gerät, insbesondere in einer Rezession oder Krise. Für Trader bietet die gestiegene Volatilität viele Chancen und gute Profitmöglichkeiten.
Langfristige Einschätzung
Historische Daten zeigen, dass die Preise von Platin und Palladium in Rezessionsphasen häufig abrupt und deutlich einbrechen. Sollte sich dieses Muster erneut bestätigen, könnte ein solcher Rückgang in einer Rezession eine interessante Gelegenheit für antizyklische Käufe darstellen.
Chancen für den Platinpreis böten sich bei einer spürbaren Angebotsverknappung. Da die Investmentnachfrage zuletzt so stark anstieg, sehen wir hier einen Faktor, der den Platinpreis nachhaltig stützen könnte in den kommenden Jahren. Mit der Stagflation wird es eine Flucht in reale harte Vermögenswerte geben, die auch den Preis für Platin weiter anheizen wird, selbst dann, wenn es fundamental unbegründet ist. Eine Korrektur bis in den Bereich von 1.000 US-Dollar bis 1.350 US-Dollar sehe ich daher als eine langfristige gute Kaufchance.
Sollten die Zentralbanken im Zuge einer Rezession oder infolge externer Schocks wieder auf geldpolitische Lockerungsmaßnahmen umschwenken, würde sich daraus ein klares weiteres Aufwärtspotenzial für den Platinpreis ergeben.
Charttechnisch gesehen könnte sich nach dem Anstieg der Investmentnachfrage ein neuer Boden im Bereich um 1.100 US-Dollar herausbilden. Ein Rücksetzer auf dieses Niveau würde daher bereits eine gute antizyklische Kaufchance darstellen in einer Rezession. Insgesamt bleibt das Bild uneinheitlich. Sollten die Zinsen weiter hoch bleiben und sich die Wirtschaftsaussichten eintrüben, würde dies den Platinpreis wieder belasten und dieser nach einer spekulativ getriebenen Rallye wieder stärker korrigieren. Klar ist jedoch, dass die mehrjährige Phase geringer Volatilität ihr Ende gefunden hat, nachdem der Platinpreis aus seiner Handelsspanne ausbrechen konnte und Tradern nun wieder viele Chancen bieten dürfte.