COT-Daten für Platin vom 8. August
Der Platinpreis fiel zur Vorwoche um 88 $, während in der gleichen Zeit die Spekulanten mit 2 Tsd. Kontrakten Short gingen. Der COT-Index hat sich dabei zwar um 5 Punkte verbessert, doch der COT-Index im Open Interest adjustiert blieb unverändert. Das zeigt eine Schwäche zur Vorwoche.
Das Defizit am Platinmarkt, das durch plötzliche Investmentnachfrage entfacht wurde und durch Frontloading noch verstärkt wurde in Erwartung eines steigenden Preises, ist verschwunden und bereits in der letzten Woche sahen wir eine Schwäche, die sich in dieser Woche erneut zeigt. Platin hat bereits zwei Aufwärtstrends gebrochen und Gold und Silber sind jetzt an entscheidenden Widerständen kurzfristig gescheitert.
Die Terminmarktdaten sind insgesamt im neutralen Bereich, dennoch mahnen die letzten zwei Wochen zur Vorsicht. Es zeigte sich in den letzten beiden Wochen Schwäche und ein Überangebot am Platinmarkt. Platin dürfte der Tendenz von Gold in den nächsten Wochen folgen.
Kurzfristige Technische Analyse
Nachdem der Platinpreis im April, getrieben von einer plötzlich einsetzenden starken Investmentnachfrage, aus seiner langjährigen Handelsspanne nach oben ausbrechen konnte, kam es zu dynamischen Anschlusskäufen von Spekulanten und Investoren, die auf eine große Platinrallye setzen. Nach dem Anstieg auf 1.500 $ fiel der Preis inzwischen jedoch wieder auf 1.300 $ zurück. Das über drei Monate bestehende Defizit ist verschwunden, die Käufe der Bullen und Investoren haben nachgelassen und zusätzliches Angebot drückt auf den Markt. Auch am Terminmarkt zeigte sich in den vergangenen beiden Wochen ein Überangebot.
Ein steigender Dollar und ein weiter korrigierender Goldpreis könnten den Platinpreis noch stärker belasten. Ein Rücksetzer auf 1.100 $, was dem Ausbruchsniveau aus dem letzten Abwärtstrend entspricht, ist möglich. Dort ergäbe sich ein antizyklisches Kaufsetup für kurzfristige Trader, und auch langfristige Investoren könnten hier eine attraktive Einstiegschance sehen. Sollten sich die Terminmarktdaten bis dahin deutlich bereinigen, würde sich dieses Setup verbessern. Bleiben die Daten jedoch schwach, ist auch eine Korrektur bis auf 1.000 $ denkbar. Kurzfristig ist mit einer Ausweitung der Korrektur in den Bereich von 1.100 bis 1.150 $ zu rechnen, wo antizyklische Käufe erneut interessant werden.
Bullish wäre hingegen ein Ausbruch des Goldpreises auf neue Allzeithochs bei gleichzeitig schwächerem Dollar. In diesem Szenario dürfte auch der Platinpreis wieder anziehen, zumal der Terminmarkt insgesamt noch neutral ist und weiterhin genügend Spekulanten vorhanden sind, die auf die Longseite wechseln könnten.
Mittelfristig bis langfristig gesehen, sind die steigenden Marktzinsen und eine sich folgend abschwächende Weltwirtschaft weiterhin eine Gefahr für die Platinnachfrage und den Preis. Eine langfristige Long-Chance gibt es erst nach einem deutlichen Einbruch im Rahmen einer Rezession oder im Falle zusätzlicher Liquiditätsspritzen durch die Notenbanken. Auch wenn der aktuelle Anstieg über den Abwärtstrend bemerkenswert ist, ist das Anstiegspotenzial vorerst begrenzt und jede Rallye womöglich kurzlebig. Auf der anderen Seite bietet dies viele neue Chancen für Spekulanten, da dieser Markt nach Jahren wieder volatiler wird.
Langfristige Einschätzung
Historische Daten zeigen, dass die Preise von Platin und Palladium in Rezessionsphasen häufig abrupt und deutlich einbrechen. Sollte sich dieses Muster erneut bestätigen, könnte ein solcher Rückgang in einer Rezession eine interessante Gelegenheit für antizyklische Käufe darstellen.
Chancen für den Platinpreis böten sich bei einer spürbaren Angebotsverknappung. Diese könnte zum Beispiel durch eine erneute Energiekrise in Südafrika ausgelöst werden, da die Region seit Jahrzehnten immer instabiler wird. Solche Szenarien sind schwer vorherzusagen, wogegen das Risiko einer weltweiten Rezession zurzeit deutlich konkreter ist, insbesondere im aktuellen Umfeld weiter steigenden langfristigen Zinsen.
Sollten die Zentralbanken im Zuge einer Rezession oder infolge externer Schocks wieder auf geldpolitische Lockerungsmaßnahmen umschwenken, würde sich daraus ein klares Aufwärtspotenzial für Platin ergeben. Ein sinnvoller Einstiegszeitpunkt wäre jedoch erst dann erreicht, wenn entsprechende Maßnahmen tatsächlich angekündigt werden. Bis dahin ist Vorsicht geboten, da das Risiko eines erneuten Rücksetzers in einem rezessiven Umfeld hoch bleibt.
Charttechnisch gesehen, ist der Platinpreis exakt am Widerstandsbereich bei 1.350$ - 1.400$ gescheitert. Ein neuer Boden könnte sich im Bereich um 1.100 US-Dollar herausbilden. Ein Rücksetzer auf dieses Niveau könnte daher bereits eine gute antizyklische Kaufchance darstellen. Insgesamt bleibt das Bild uneinheitlich. Sollten die Zinsen weiter hoch bleiben und sich die Wirtschaftsaussichten eintrüben, würde dies den Platinpreis wieder belasten. Klar ist jedoch, dass die mehrjährige Phase geringer Volatilität ihr Ende gefunden hat, nachdem der Platinpreis aus seiner Handelsspanne ausbrechen konnte.