COT-Daten für Platin vom 20. Juni
Der Platinpreis stieg zur Vorwoche um 44 Dollar an, während die Spekulanten in der gleichen Zeit mit 3 Tsd. Kontrakten Short gingen. Das zeigt eine enorme Stärke zur Vorwoche. Dies sieht man auch im Anstieg des COT-Index um 6 Punkte auf 28 Punkte und in einer Verbesserung des COT-Index zum Open Interest um 9 Punkte auf 42 Punkte.
Wir sehen aktuell eine sehr starke Investmentnachfrage, die den Platinpreis treibt und für ein Defizit im Markt sorgt. Seitens des Terminmarktes gibt es weiterhin Luft nach oben und wir sehen nicht, dass die Spekulanten sich im Moment verausgaben. Ob diese anspringende Nachfrage aufgrund des medialen Hypes nachhaltig ist oder nicht, wird die Zukunft zeigen. Sollte sich die wirtschaftliche Stimmung eintrüben, kann diese ganz schnell wieder abebben.
Wir hatten gehofft, das Gegenteil zu sehen, nämlich dass sich die Spekulanten verausgaben. Das ist jedoch nicht der Fall und dementsprechend gibt es aktuell noch kein passendes Short-Setup. Es könnte durchaus sein, dass die Spekulanten den Preis noch eine Etage höher treiben. Der aktuelle COT-Report ist also den Trend bestätigend für die Bullen.
Kurzfristige Technische Analyse
Platin konnte im vergangenen Jahr nicht von der Goldrallye profitieren, doch positiv blieb zuletzt, dass der Preis trotz wachsender Rezessionssorgen in den vergangenen Monaten nicht stärker unter Druck geriet. Die Handelsspanne wurde in den letzten drei Jahren immer enger, sodass sich der Preis zunehmend einkeilte und keine guten Handelschancen mehr bot. Früher oder später würde der Preis nach oben oder unten aus dieser Spanne ausbrechen und folgend Spekulanten auf diesen Ausbruch wetten.
Nun brach im Zuge des Zollstreits der Platinpreis kurzzeitig nach unten aus seiner engen Handelsspanne aus. Dieser Rücksetzer wurde jedoch schnell zurückgekauft und so kam es zu Shorteindeckungen, die den Preis nun über seinen Abwärtstrend auf 1.100 Dollar hoben. Der Ausbruch gab nun den Spekulanten ein Kaufsignal, wobei der Preis mittlerweile auf über 1.400 Dollar ansteigen könnte. Ich hatte ein Ziel von 1.250 Dollar bis 1.300 Dollar bei einem Ausbruch in Aussicht gestellt, womit der aktuelle Preisanstieg unsere Überwartungen übertraf.
Der letzte COT-Report zeigte, dass die Spekulanten am Terminmarkt zwar an der Rallye beteiligt, doch nicht alleinig für die Rallye verantwortlich sind. Physische Käufe über verschiedene Kanäle treiben diese Rallye mit, was sie nachhaltiger macht. Für die Stärke innerhalb der Handelsspanne war zuletzt ein Defizit am physischen Markt verantwortlich, dessen Ursprung primär in gestiegener Investmentnachfrage liegen dürfte.
Ich empfahl kurzfristigen Tradern auf diesen Zug aufzuspringen und einen engen Stop-Loss zu setzen. Eine antizyklische Short-Chance, bot sich bisher nicht, da der Terminmarkt zuletzt noch Stärke im Markt zeigte. Mit aktuell 1.400 Dollar lief der Platinpreis weiter als erhofft nach diesem Ausbruch, zumal der Goldpreis in der gleichen Zeit tendenziell korrigierte. Daher sollte man seinen Stop-Loss nun nachziehen oder auch über die Mitnahme von Teilgewinnen an dem aktuellen Widerstandsbereich um die 1,400 Dollar denken. Wir beobachten ganz genau die aktuellen COT-Daten und sobald sich hier ein Ende der Rallye abzeichnet, könnte dies eine sehr gute Chance für einen Short-Trade liefern.
Mittelfristig bis langfristig gesehen, sind die steigenden Marktzinsen und eine sich abschwächende Weltwirtschaft weiterhin eine Gefahr für die Platinnachfrage und den Preis. Eine langfristige Long-Chance gibt es erst nach einem deutlichen Einbruch im Rahmen einer Rezession oder im Falle zusätzlicher Liquiditätsspritzen durch die Notenbanken. Auch wenn der aktuelle Anstieg über den Abwärtstrend bemerkenswert ist, ist das Anstiegspotenzial begrenzt und die Rallye womöglich kurzlebig.
Langfristige Einschätzung
Platin könnte langfristig im Bereich zwischen 800 und 500 US-Dollar eine stabile Unterstützungszone ausbilden. Für Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont bieten Rücksetzer in diese Region attraktive Einstiegschancen. Historische Daten zeigen, dass Rezessionen häufig mit abrupten, kurzfristigen Einbrüchen bei den Preisen von Platin und Palladium einhergehen. Sollte der Platinpreis in einer Rezession auf 600 US-Dollar fallen, wäre dies eine sehr interessante Gelegenheit für antizyklische Käufe.
Ein möglicher Treiber für steigende Preise könnte eine deutliche Angebotsverknappung sein – etwa infolge einer Energiekrise in Südafrika, die sich durch politische Instabilität weiter verschärfen könnte. Solche Entwicklungen sind jedoch schwer vorherzusagen, während das Risiko einer globalen Rezession derzeit deutlich greifbarer erscheint und mit steigenden Zinsen stetig wächst.
Sollten die Notenbanken im Zuge einer Rezession oder externer Schocks zu geldpolitischen Lockerungen greifen, könnten daraus klare Aufwärtspotenziale für Platin entstehen. Der ideale Zeitpunkt für ein Engagement auf steigende Preise wäre jedoch erst dann erreicht, wenn solche Maßnahmen tatsächlich angekündigt werden. Bis dahin sollte man Vorsichtig sein, da die Gefahr eines nochmaligen Rücksetzers in einer Rezession hoch ist. Wer den aktuellen Ausbruch kauft, braucht einen engen Stop-Loss im Markt! Immerhin muss man konstatieren, dass womöglich langfristig agierende Investoren am Markt aktiv sind und sich der neue Boden um die 1.100$ einpendeln könnte, weshalb ein Rücksetzer auf dieses Niveau womöglich bereits eine antizyklische Kaufchance wäre. Insgesamt bleibt das Bild gemischt und man sollte sich auf einen nun wieder volatileren Platinpreis als in den letzten Jahren einstellen.