CoT-Report für Silber vom 16. Mai:
Der Silberpreis fiel zur Vorwoche um 34 US-Cent, wofür die Spekulanten mit 1,6 Tsd. Kontrakten Short gingen. Das ist eine neutral bis leicht schwache Entwicklung. Der CoT-Index hat sich dementsprechend um zwei Punkte auf 21 Punkte verbessert, während sich der CoT-Index zum Open Interest adjustiert nur um einen Punkt auf 12 Punkte verbessert hat.
Die Terminmarktdaten sind mit 12 Punkten weiterhin im Verkaufsbereich und es gibt jede Menge Long-Drop-Potenzial, auch wenn sich der Silberpreis in den letzten Wochen in einer engen Handelsspanne von nur 1,50 US-Dollar bewegt hat. Auf Monatssicht zeigt sich kein Defizit wie am Goldmarkt, stattdessen zeigt sich der Markt bestenfalls neutral bis leichte Schwäche. Die physische Nachfrage, die wir im letzten Jahr am Goldmarkt sahen, sehen wir noch immer nicht am Silbermarkt.
Seit fünf Wochen handelt der Silberpreis in einer engen Spanne von nur 1,5 US-Dollar, während der Goldpreis eine ausgeprägte Berg- und Talfahrt durchlief. Der dynamische Preisrückgang bei Gold der letzten beiden Wochen wirkte sich kaum auf den Silberpreis aus – obwohl das Edelmetall traditionell als „kleiner Bruder“ des Goldes gilt und in der Vergangenheit dessen Kursbewegungen nicht nur nachvollzog, sondern häufig sogar übertraf. Die Korrelation von Silber zu Gold, die die letzten 40 Jahre bestand hatte, ist definitiv gebrochen. Erst lösten sich in den letzten Jahren Palladium und Platin von der einstigen positiven Korrelation mit dem Goldpreis und im letzten Jahr folgte Silber. Die automatischen Handelssysteme, die früher den Silbermarkt entsprechend der Bewegung am Goldmarkt nachvollzogen, wurden nach der überraschenden Rallye des letzten Jahres abgeschaltet.
Trotzdem dürfte für die kurzfristige weitere Entwicklung des Silberpreises die Richtung des Goldpreises ausschlaggebend sein. Die neuesten Daten des letzten Monats zeigen, dass das physische Defizit am Goldmarkt noch immer anhält und es sich bei dem kürzlichen Preisrückgang womöglich um eine gezielte kurzfristige Intervention von Notenbanken und des Plunge Protection Teams handelte.
Ein Risikofaktor für den Silberpreis bleibt eine konjunkturelle Schwäche, welche die industrielle Nachfrage beeinflussen würde. Mit einem Gold-Silber-Ratio von 100 ist Silber im historischen Vergleich weiterhin historisch günstig zu Gold. Vor diesem Hintergrund dürfte es weiterhin sinnvoll sein, wenn Investoren einen Teil ihrer Goldbestände zugunsten von Silber umschichten und die Gewichtung von Silber im Portfolio erhöhen.
Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer sollten jedoch Vorsicht walten lassen: Eine weitere Eintrübung der Konjunktur könnte die industrielle Nachfrage nach Silber zusätzlich dämpfen. Ebenso könnte eine nochmalige Korrektur des Goldpreises auch Silber erneut unter Druck setzen. Auch wenn das Potenzial für eine deutliche Aufholbewegung bei Silber vorhanden ist, dürfte der Weg dorthin zunächst noch von erhöhter Volatilität und Unsicherheit geprägt sein, solange sich der Wirtschaftsausblick weiter eintrübt.
Trading
Die enge Handelsspanne von nur 1,5 US-Dollar bietet ein schönes Trading-Setup. Da sich der Goldpreis zuletzt stark gehalten hat, könnte es nun sein, dass Investoren Gold verkaufen und Silber kaufen. Ein Anstieg der Investmentnachfrage könnte dafür sorgen, dass der Silberpreis aus dieser Handelsspanne bullisch ausbricht. Nur wenn Gold noch einmal erneut Richtung 3.000 US-Dollar korrigiert und/oder neue Hiobsbotschaften über Twitter die Märkte in Aufruhr versetzen, wäre ein bärischer Ausbruch mit einer folgenden stärkeren Korrektur nochmals wahrscheinlicher. Die Wahrscheinlichkeit für einen kurzfristig bullischen Ausbruch scheint etwas größer zu sein, doch letztlich hat der Markt immer recht.
Trader kaufen dementsprechend einen Ausbruch aus der Handelsspanne und setzen einen engen Stop-Loss, sodass man mit einem Rückfall in die Handelsspanne wieder aus dem Markt ist. Alternativ kauft man einen Test der Unterseite der Handelsspanne und setzt hier einen engen Stop-Loss, sollte es einen Ausbruch nach unten geben.
Im Falle eines bärischen Ausbruchs shortet man und stellt die Position glatt, sobald der Preis in die Handelsspanne zurückkehrt. Sollte der Goldpreis auf unter 3.000 US-Dollar fallen, kann es am Silbermarkt zu einem Long-Drop kommen, der den Preis rasch auf 28 US-Dollar oder tiefer bringt. Das wären mittelfristig bis langfristig womöglich gute Kaufniveaus, auch wenn der Terminmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig bereinigt wäre.
Der Einbruch vor 7 Wochen brachte den Silberpreis zurück an die Kreuzunterstützung bei 27,50 US-Dollar, bestehend aus einem Aufwärtstrend und einer Unterstützung bei 28 US-Dollar. Von dort aus kam es zu einer technischen Erholung. Dieser Rücksetzer bot eine gute kurz- und langfristige Kaufchance. Mittelfristig könnte eine ausgeprägte deflationäre Rezession dem Silberpreis jedoch noch einmal zusetzen, weshalb man noch immer vorsichtig sein muss. Sollten die Aktienmärkte weiter einbrechen, weil die Fed nicht agiert, könnte sich der Terminmarkt erst noch komplett bereinigen, bevor der Silberpreis seine Aufholjagd zum Goldpreis startet.
Langfristige Analyse
Im Langfristchart sieht man deutlich die Unterstützungszone zwischen 28 US-Dollar und 30 US-Dollar, die zuletzt auch gehalten hat. Man sieht auch, wie wichtig der Widerstand bei 35 US-Dollar ist. Wird diese Marke rausgenommen, wäre ein schneller Sprung auf 44 US-Dollar bis 50 US-Dollar gut möglich. Eine Rezession bleibt eine Gefahr für die industrielle Nachfrage am Silbermarkt und so gibt es mittelfristig noch Risiken auf der Unterseite.
Das aktuell diskutierte stagflationäre Umfeld dürfte Investoren auf längere Sicht nur wenige Anlagealternativen zu Gold und Silber bieten. Die in diesem Umfeld voraussichtlich stark steigende Investmentnachfrage dürfte zu einem anhaltenden physischen Nachfrageüberhang führen. Dies dürfte den Silberpreis langfristig über sein nominales Allzeithoch von 50 US-Dollar tragen.
Die langfristige Entwicklung am Gold- und Silbermarkt bleibt weiterhin stark von einer möglichen Rückkehr zu einer lockeren Geldpolitik abhängig – etwa als Reaktion auf eine Rezession, geopolitische Spannungen oder Einflussnahme durch die Trump-Administration.
Ein möglicher Risikofaktor bleibt das Szenario einer deflationären Rezession, in der die Zentralbanken nicht unmittelbar mit expansiven Maßnahmen reagieren. In diesem Fall könnte die industrielle Nachfrage – insbesondere bei Silber – deutlich zurückgehen, der Terminmarkt komplett bereinigt werden und ein erneuter Test der Unterstützung im Bereich von 22 US-Dollar folgen.
Ein solches Tief sollte jedoch als strategische Einstiegschance genutzt werden, um in Silber langfristig Long-Positionen aufzubauen. Schon jetzt ist Silber bei einem Gold-Silber-Ratio von 100 für langfristige Investments dem großen Bruder Gold zu bevorzugen. Rücksetzer unter 28 US-Dollar sind als langfristige antizyklische Kaufchance zu sehen.