Der Silberpreis stieg zur Vorwoche um 1,39 US-Dollar an, während die Spekulanten gerade einmal mit 1,4 Tsd. Kontrakten long gingen. Der CoT-Index hat sich sogar um fast einen Punkt verbessert, zum Open Interest adjustiert. Das zeigt auch am Silbermarkt eine klare Stärke, hervorgerufen durch die massive Investmentnachfrage, die durch den Anstieg des Goldpreises ausgelöst wurde.
Seit Jahresanfang wird der Silberpreis durch den massiven Anstieg der Investmentnachfrage getrieben. Noch ist keine Schwäche sichtbar. Zum Vormonat zeigt sich sogar eine enorme Stärke mit einem Preisanstieg von 5,50 US-Dollar, während die Positionierung praktisch unverändert blieb. Während der Anstieg des Goldpreises ein Rätsel bleibt, ist der Anstieg des Silberpreises relativ klar: ein kleiner Markt, auf den starke Investmentnachfrage trifft, führt zu einer deutlichen Preissteigerung.
Die Terminmarktdaten sind weiterhin stark überkauft, ähnlich wie vor über einem Jahr, allerdings liegt der Preis mittlerweile deutlich höher. Solange der Goldpreis stark bleibt, kann Silber weiter steigen und es besteht die Möglichkeit, dass es zu einem Short Squeeze bei den BIG 4 an der COMEX kommt. Diese haben in der letzten Woche ihre Shortposition um drei Tage der Weltproduktion ausgeweitet.
Insgesamt ist die Positionierung der BIG 4 im Vergleich zu den letzten zwei Jahren relativ gering und wurde zuletzt zurückgeführt. Ein Ausbremsen wie am Goldmarkt sehen wir aktuell bei Silber nicht. Insgesamt ergibt sich sowohl zur Vorwoche als auch zum Vormonat ein bullischer CoT-Report.
Ende August gelang dem Silberpreis der Ausbruch aus einem Abwärtstrend nach oben. Dabei wurde der Widerstand im Bereich von 38 US-Dollar überwunden, obwohl zuvor bereits ein Aufwärtstrend gebrochen war und eigentlich eine Korrektur zu erwarten gewesen wäre. Unterstützt wurde diese Bewegung maßgeblich durch die Eindeckungen der „Big 4“ an der COMEX, die eine historisch hohe Shortposition halten. Leider stehen uns aktuell wegen des Government-Shutdowns keine neuen Terminmarktdaten zur Verfügung.
Mit dem Hoch am Silbermarkt bei 54 US-Dollar konnten wir ein Verkaufssignal bzw. eine Empfehlung zur Gewinnmitnahme geben, da sich zeitgleich am Goldmarkt ein Doppeltop abzeichnete. Der historisch starke Preisrückgang zu Wochenbeginn führte auch beim Silberpreis zu einem Rückgang von rund 9 %, wobei weiterhin Abwärtspotenzial besteht. Sollte der Goldpreis seinen Aufwärtstrend brechen und unter 4.000 US-Dollar fallen, wäre eine Folgekorrektur bis in den Bereich von 3.500 US-Dollar möglich und damit auch beim Silberpreis eine Bereinigung der spekulativen Übertreibung. Ein Rücksetzer in den Bereich zwischen 38 US-Dollar und 35 US-Dollar wäre in diesem Fall durchaus realistisch.
Aktuell testet der Silberpreis noch seinen Aufwärtstrend, doch es ist wahrscheinlich, dass dieser kurzfristig bricht. Ein Preisniveau zwischen 35 US-Dollar und 38 US-Dollar sehe ich als mittelfristige antizyklische Kaufchance. In den kommenden Monaten dürfte sich der Silberpreis voraussichtlich in einer Handelsspanne zwischen 35 US-Dollar auf der Unterseite und 50 US-Dollar auf der Oberseite bewegen, bevor bei einem erneuten Anstieg des Goldpreises ein Ausbruch nach oben erfolgen kann.
Die BIG 4 hatten ihre Shortposition von 91 Tage der Weltproduktion auf mittlerweile 66 Tage reduziert, was maßgeblich zu der Stärke von Silber in den letzten beiden Monaten beitrug. Normalerweise bremsen diese vier Händler Preisanstiege aus, doch diesmal waren sie gezwungen sich in den steigenden Preis hinein einzudecken, womit sie den Preisanstieg noch befeuern. Sollten dies im Umfeld eines fortbestehenden Defizits am Silbermarkt zur weiteren Eindeckung gezwungen werden, könnte dies bei einem gleichzeitig erneuten Anstieg des Goldpreises, zu einer Explosion des Silberpreises führen, wobei Preisspitzen jenseits der 100 US-Dollar denkbar wären.
Langfristige Analyse
Im Langfristchart sieht man deutlich die Unterstützungszone zwischen 28 US-Dollar und 30 US-Dollar, die zuletzt gehalten hat. Man sieht auch, wie wichtig der Widerstand bei 35 US-Dollar war, der zuletzt überwunden werden konnte. Nach der Rallye über das Allzeithoch bei 50 US-Dollar dürfte die Unterstützung bei 35 US-Dollar den neuen Boden bei einer stärkeren Korrektur darstellen. Eine Rezession bleibt eine Gefahr für die industrielle Nachfrage am Silbermarkt und so gibt es mittelfristig noch deutliche Risiken auf der Unterseite. Silber dürfte in den nächsten Jahren viel volatiler sein als der Goldmarkt und immer wieder gute Kaufchancen nach Rücksetzern bieten, sowie Verkaufschancen nach starken Anstiegen.
Ein stagflationäres Umfeld dürfte Investoren auf längere Sicht nur wenige Anlagealternativen zu Gold und Silber bieten. Die in diesem Umfeld voraussichtlich stark steigende Investmentnachfrage dürfte zu einem anhaltenden physischen Nachfrageüberhang führen. Dies sollte den Silberpreis langfristig über sein nominales Allzeithoch von 54 US-Dollar tragen und mehrere Preisspitzen nach sich ziehen, die man im Trading gut nutzen kann. Dabei können in den nächsten Jahren Preisspitzen von 100 US-Dollar – 150 US-Dollar erreicht werden.
Die langfristige Entwicklung am Gold- und Silbermarkt bleibt weiterhin stark von einer möglichen Rückkehr zu einer lockeren Geldpolitik abhängig, beispielsweise als Reaktion auf eine Rezession, geopolitische Spannungen, Eingriffe der Trump-Administration oder eine neue Souveränitätskrise in der EU.
Ein möglicher Risikofaktor bleibt das Szenario einer deflationären Rezession, in der die Zentralbanken nicht unmittelbar mit expansiven Maßnahmen reagieren. In diesem Fall könnte die industrielle Nachfrage, insbesondere bei Silber, deutlich zurückgehen, der Terminmarkt komplett bereinigt werden und ein erneuter Test der Unterstützung im Bereich von 28 US-Dollar folgen.
Ein solches Tief sollte jedoch als strategische Einstiegschance genutzt werden, um in Silber langfristig Long-Positionen aufzubauen. Noch immer ist Silber bei einem Gold-Silber-Ratio von 80 für langfristige Investments dem großen Bruder Gold zu bevorzugen. Rücksetzer unter 28 US-Dollar sind als langfristige antizyklische Kaufchance zu sehen.