Seit letzter Woche legten Gold und Silber deutlich zu, gestützt von einem schwächeren US-Dollar und der initial als dovish wahrgenommenen Rede von Jerome Powell in Jackson Hole. Powell erklärte, die Schwäche am Arbeitsmarkt könne eine Kursanpassung rechtfertigen, zugleich warnte er vor anhaltenden Inflationsrisiken durch neue Zölle und stark ausgeweitete Staatsausgaben, die die Inflation weiter anheizen dürften. Er adressierte damit explizit das stagflationäre Dilemma, also den Zielkonflikt zwischen Wachstum und Beschäftigung einerseits und Preisstabilität andererseits, ohne ein festes Timing für eine Zinssenkung zu nennen und stellte stattdessen eine datenabhängige Entscheidung im September in Aussicht.
Aus Sicht der Österreichischen Schule ist dieses Eingeständnis bezeichnend: Eine monetäre Feinsteuerung kann die durch fiskalische Expansion und handelspolitische Barrieren verursachten Strukturprobleme nicht beheben. Jede Lockerung der Geldpolitik erhöht das Risiko weiterer Verzerrungen der bereits angeheizten Preissignale, während eine Straffung in einer von Fehlallokationen geprägten Wirtschaft die Beschäftigung zusätzlich belastet. Durch die QE-Programme der vergangenen 17 Jahre hat sich die Fed in eine Ecke gepinselt, aus der es nur noch zwei Auswege gibt – entweder eine deflationäre Rezession oder eine Stagflation. Dieses offensichtliche Dilemma ist der Grund, warum ich seit 2019 steigende Zinsen prognostizierte ohne die Möglichkeit jemals wieder zu einer Nullzinspolitik zurückzukehren.
Vertrauen schwindet – Goldpreis zieht an
Der Goldpreis zog in dieser Woche weiter an, weil gleich mehrere Vertrauensanker erodierten. Die politisierte Debatte um die Unabhängigkeit der Fed nach der Entlassung von Fed-Gouverneurin Cook traf auf eskalierende Souveränitätsrisiken in Europa, da die französischen Anleiherenditen ein neues 14-Jahres-Hoch erreichten.
Manche Marktteilnehmer fragen sich, ob Frankreichs Regierung vor dem Kollaps steht, nachdem die Rendite 30-jähriger französischer Anleihen mit 4,45 % einen neuen 14-Jahres-Höchststand erreichte und damit nach Italien die höchsten Zinsen in der Eurozone hat. Frankreich war lange Zeit damit davongekommen, ein Kernmitglied Europas zu sein. Frankreichs Renditeaufschlag gegenüber deutschen Anleihen erreichte mit 82 Basispunkten den höchsten Stand seit Januar. Die Anleger sind besorgt über die politischen Aussichten und die angespannte Finanzlage des europäischen Kernlandes, was die Kaufkraft des Euro untergräbt und gerade den Goldpreis in Euro stützen dürfte. Diese Entwicklung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dem Goldpreis in Euro ein bullischer Ausbruch aus seiner engen Handelsspanne gelingen wird.
Die andere Schlagzeile, die den Goldpreis stützte, war Trumps „Entlassung“ von Fed-Gouverneurin Cook wegen angeblichen Hypothekenbetrugs, wobei die Märkte diesen Eingriff in die Unabhängigkeit der Fed beklagten, in der Hoffnung die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September würde ansteigen und dies die Märkte stützen. Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung jedoch nahezu unverändert bei 87 %, womit die Entlassung von Cook keinen großen Einfluss hatte. Cook kündigte hingegen ihren Verbleib im Amt an, wobei ihr Anwalt rechtliche Schritte gegen eine „illegale Aktion“ des Präsidenten vorbereite. Cook werde umgehend eine gerichtliche Bestätigung ihres Verbleibs anstreben und man werde jede Gerichtsentscheidung respektieren.
In diesem instabilen Umfeld steigt die strukturelle Nachfrage nach Gold als knappem, nicht staatlichem Geld, besonders wenn reale Renditen durch fiskalische Dominanz niedrig bleiben und Währungsrisiken zunehmen.
Silberpreis kämpft sich weiter nach oben
Der Ausbruch des Silberpreises vergangene Woche muss noch durch einen entsprechenden Ausbruch des Goldpreises bestätigt werden, doch kämpft sich der Silberpreis aktuell Stück um Stück nach oben. Seit vier Monaten keilt sich der Goldpreis zunehmend ein und testet mittlerweile seinen Abwärtstrend. Ein bullischer Ausbruch liegt damit auf dem Tisch und wäre jederzeit möglich. Daraus dürfte eine starke Preisbewegung entstehen, die der Silberpreis entweder vorweggenommen hat oder die sich im Nachhinein als Falle für die Bullen erweisen könnte.
Kommt es zu einem bullischen Ausbruch bei Gold, wird auch der Silberpreis schnell auf über 40 US-Dollar ansteigen. Sollte der Goldpreis dann über sein Allzeithoch klettern, läge ein neues Allzeithoch bei Silber jenseits der 50 US-Dollar auf dem Tisch. Würden die BIG4 an der COMEX, die zuletzt bereits mit Eindeckungen begannen, gezwungen sein, sich in den starken Silberpreis hinein einzudecken, könnte dieser Squeeze den Silberpreis auf 100 US-Dollar je Feinunze schieben.
Auf der anderen Seite ist auch ein bärisches Szenario bei Gold mit einem Rücksetzer bis zur Unterstützung bei 3.000 US-Dollar je Feinunze möglich. In diesem Fall könnte es eine stärkere Korrektur des Silberpreises bis auf mindestens 35,50 US-Dollar geben. Die kommenden Handelstage bleiben daher entscheidend und es gilt, den Goldpreis genau zu beobachten, um das Signal für die nächsten Monate nicht zu verpassen. Mittel- bis langfristig bleiben die Aussichten für den Gold- und Silberpreis sehr optimistisch.
HUI-Goldminenindex nähert sich seinem Allzeithoch
Der HUI-Goldminenindex stieg in dieser Woche weiter auf 501 Punkte an und erreichte damit den höchsten Stand seit 2012. Der Widerstandsbereich zwischen 500 und 600 Punkten wurde damit fast erreicht. Sollte dem Goldpreis der Ausbruch aus der Handelsspanne nach oben gelingen, so würde dies den HUI-Goldminenindex Richtung seines Allzeithochs bei 660 Punkten katapultieren. Allein seit Jahresbeginn stieg der Index um 70 % an, wobei einige Aktien noch stärker profitierten.
Im Premium-Research bei www.blaschzokresearch.de hatten wir die Tiefs im letzten Jahr bei 200 Punkten antizyklisch gekauft und auch die Korrektur zum Ende des letzten Jahres erfolgreich genutzt, um die Positionsgröße zu erhöhen. Dies entspricht einem Plus von mehr als 150 %. Die Goldminenaktien sind immer noch sehr günstig im historischen Vergleich und bieten in den nächsten Jahren weiteres Potenzial nach oben. Kurzfristig wäre eine Korrektur wahrscheinlich, sollte der Goldpreis nochmals in Richtung 3.000 US-Dollar korrigieren oder die Standardaktienmärkte unter stärkeren Verkaufsdruck geraten. Dies wäre eine letzte Chance einzusteigen für all jene, die die Rallye bisher verpasst haben. Bei den Goldminenaktien gilt jedoch, dass jede Korrektur eine erneute Kaufchance ist, da der Goldpreis in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird, weshalb man an bestehenden Positionen festhalten und Rücksetzer nutzen sollte, um das Risiko zu erhöhen.