Der Goldpreis stieg in der vergangenen Handelswoche auf fast 2.000 US-Dollar an und der Silberpreis erreichte den starken Widerstand bei 26 US-Dollar. Silber stieg seit dem Shutdown-Tief vom März um über 100 Prozent und explodierte in den letzten beiden Wochen förmlich mit einem Plus von 30 Prozent in der Spitze am Dienstag. Wir hatten den Einbruch des Silberpreises zu Jahresbeginn antizipiert und nahe dem Tief den Einstieg, bzw. Ausbau der Positionen empfohlen. Mehrere Faktoren trieben in der vergangenen Woche den Goldpreis, wie Trumps geäußerter Wunsch, die Wahlen verschieben zu wollen oder die extrem taubenhaften Aussagen von US-Notenbankchef Powell auf der Notenbanksitzung am vergangenen Mittwochabend.
Powell versprach „alles zu tun, was immer nötig wäre, für so lange, wie es nötig wäre“ um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen und die Arbeitslosigkeit zu senken. Daraufhin zogen die Aktienmärke und die Edelmetallpreise wieder deutlich an. Die Fed führt ihre Staatsfinanzierung fort und wird weiterhin monatlich Staatsanleihen im Volumen von 80 Mrd. US-Dollar sowie Hypothekenpapiere für 40 Mrd. US-Dollar aufkaufen. Man will das Volumen der Anleihenkäufe anpassen, wenn es nötig wäre, was die Märkte als noch mehr Liquidität interpretierten. Die Realzinsen gingen daraufhin weiter in den Keller und der USD-Index rauschte zum Freitag auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Der Euro konnte dadurch zum US-Dollar auf 1,19 US-Dollar ansteigen, was der höchste Stand seit über zwei Jahren war.
Mittlerweile liegen die Zinsen für mehr als 60 % der weltweiten Schulden bei unter einem Prozent, was die gigantischen Ausmaße der Anleihenkäufe vor Augen führt. Es ist jedoch auch klar, dass dieser Weg nicht ewig fortgesetzt werden kann und diese Blase früher oder später inflationsinduziert platzen muss. Wenn dies geschieht und die Zinsen in einem Umfeld stark steigender Konsumentenpreise wieder steigen, dann wird die Sternstunde der Edelmetalle anbrechen und die Flucht in den sicheren Hafen der Edelmetalle den Gold- und Silberpreis bis zum Mond treiben, ähnlich wie in den siebziger Jahren. Solange die Zinsen jedoch noch niedrig sind, könnte man sagen, dass die Notenbanken noch alles im Griff haben, was Investoren noch Gelegenheit gibt, relativ günstig Gold und Silber zu kaufen.
Angesichts dieser Geldflut ist eine Vervielfachung des Gold- und Silberpreises nur eine Frage der Zeit. Bereits im kommenden Jahr können wir uns den Goldpreis im Bereich von 3.000 US-Dollar je Feinunze vorstellen, wenn die US-Notenbank ihren Weg der ultralockeren Geldpolitik fortsetzt. Die Politik weiß ganz genau, was sie macht und man ist sich in Berlin völlig bewusst, dass der Euro seine Kaufkraft verlieren und der Goldpreis diametral gegensätzlich explodieren wird.
Das Bundesfinanzministerium plant die Steuerfreiheit für Gold-ETC Produkte, wie beispielsweise das bei Anlegern beliebte Xetra-Gold, abzuschaffen. Bislang sind Gewinne aus Investments in Gold-Produkte mit schuldrechtlichem Anspruch auf physische Auslieferung nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei, doch schon ab 2021 sollen Anleger auf die Gewinne Abgeltungssteuer zahlen. Es kann und darf scheinbar nicht sein, dass der deutsche Arbeiter sein hart erarbeitetes und hoch versteuertes Vermögen vor der Inflationssteuer bzw. dem nochmaligen Zugriff des Staates schützen darf. Den Kauf von echten mit Gold gedeckten ETF-Produkten hatte man bereits im letzten Jahr für Privatleute in Deutschland verboten, während in allen anderen Länder ein Kauf jederzeit möglich ist. Man ließ nur die Tür in ETC-Schuldverschreibungen offen, die jedoch letztlich kein Sondervermögen darstellen und im schlimmsten Fall nicht den erhofften Schutz bieten. Dies alles sind weitere Gründe, warum man besser physische Edelmetalle kaufen sollte, wenn man auf langfristige Sicht investiert und sein Vermögen ganz sicher schützen will!
Sinkende Goldnachfrage trotz Rekordzuflüssen in ETF-Produkte
Die weltweite Goldnachfrage sank im zweiten Quartal um 11 % verglichen zum Vorjahr auf 1.015 Tonnen. Der weltweite Shutdown war im zweiten Quartal wieder der stärkste Einflussfaktor auf den Goldmarkt. Die stark eingebrochene Verbrauchsnachfrage wurde durch gestiegene Investitionen in ETF-Produkte ausgeglichen. Die weltweiten Interventionen der Zentralbanken und Regierungen in Form massiver Liquiditätsspritzen und Fiskalprogrammen als Antwort auf die selbst zugefügten Wunden der Shutdowns, führten zu einem Rekordzufluss von 734 Tonnen in goldbesicherte ETFs. Dadurch konnte der Goldpreis in der ersten Jahreshälfte in US-Dollar um 17 % zulegen (+ 30 % ytd) und auch in vielen weiteren Währungen neue Rekordhochs erreichen.
In Q2 sank die weltweite Goldnachfrage um 11 % zum Vorjahresquartal
Aufgrund des Shutdowns hatte sich die weltweite Schmucknachfrage im ersten Halbjahr fast halbiert und fiel im Jahresvergleich um 46 % auf einen neuen Tiefststand von 572 Tonnen. Die Nachfrage im 2. Quartal erreichte ein Rekordtief von 251 Tonnen (- 53 % im Jahresvergleich), da Verbraucher weltweit auf ein eingeschränktes Angebot trafen und die Konjunkturabschwächung zu spüren bekamen. Der chinesische Goldmarkt war der erste, der aus dem Lockdown herauskam und so auch als einziger eine Erholung der Nachfrage zum extrem schwachen ersten Quartal vorweisen kann. In Indien sank die Schmucknachfrage in Q2 hingegen um 74 % zum Vorjahresquartal auf nur noch 44 Tonnen.
Im zweiten Quartal setzte sich das feindliche Umfeld für die Schmucknachfrage fort, da Shutdowns viele Märkte ausschalteten. Die Verbraucher erlitten Einkommenseinbußen als Folge des wirtschaftlichen Abschwungs, während der Goldpreis immer höher anstieg, weshalb Gold weniger erschwinglich war und die Nachfrage abnahm. Insgesamt war die Schmucknachfrage im ersten Halbjahr mit 572 Tonnen etwa halb so hoch wie der 10-Jahres-Durchschnitt von 1.106 Tonnen.
In Q2 sank die Schmucknachfrage um 53 %
Die Shutdowns und der daraus resultierende Wirtschaftseinbruch hatten natürlich auch einen negativen Einfluss auf die industrielle Nachfrage. Im Elektroniksektor gab es einen starken Nachfragerückgang im zweiten Quartal um 14 % zum Vorjahr auf 55,6 Tonnen. Die Nachfrage nach Gold, das in anderen Technologieanwendungen verwendet wird, sank im Jahresvergleich um 33 % auf 8,4 Tonnen. Da auch viele Ärzte nicht praktizieren durften, sank selbst die Nachfrage im Dentalbereich um 30 % im Jahresvergleich auf nur noch 2,6 Tonnen. Zum ersten Mal war diese Nachfragekomponente in einem Quartal unter 3 Tonnen gefallen. In der ersten Hälfte des Jahres 2019 sank der technologische Goldverbrauch insgesamt um 13 % auf 134 Tonnen und allein im zweiten Quartal um 18 % auf 66,6 Tonnen zum Vorjahr.
Für die zweite Jahreshälfte rechnet man mit einer deutlichen Erholung des Sektors, da Elektronik-Fertigungszentren die Produktion wieder aufnehmen. Der Schock der Krise ist jedoch nach wie vor weitreichend und historisch beispiellos, sodass die Prognosen in den kommenden Wochen und Monaten unter großer Unsicherheit erfolgen.
Während die Schmucknachfrage kollabierte, erreichte die weltweite Investmentnachfrage im 1. Halbjahr mit einem Rekordwert von 60 Milliarden US-Dollar ein Allzeithoch von 1.130 Tonnen. Die Bestände der goldgedeckten ETF-Produkte erreichten Ende Juni einen Rekordstand von 3.621 Tonnen und stiegen allein im zweiten Quartal um 434 Tonnen an, während es im Vorjahresquartal gerade einmal Zuflüsse in Höhe von 76 Tonnen gab.
Im ersten Halbjahr gab es Rekordzuflüsse in goldgedeckte ETF-Produkte
Investitionen in Barren und Münzen sanken gegenüber dem Vorjahr um 17 % auf 396 Tonnen, da mit dem Shutdown die Lieferketten und so die Versorgung zusammenbrach, weshalb die Gelder in ETF-Produkte und Gold-Futures flossen. Zum Vorjahresquartal entsprach der Rückgang der Barren- und Münzennachfrage sogar 32 % (148 Tonnen). Der Wert der Nachfrage nach Barren und Münzen stieg im ersten Halbjahr jedoch im Jahresvergleich um 4 % auf 20,8 Mrd. US-Dollar an, was dem weitaus höheren Goldpreis im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 widerspiegelt.
Die Nachfrage nach Münzen und Barren sank, da die Lieferketten zusammenbrachen und weniger Ware produziert werden konnte
Die Zentralbanken kauften im 1. Halbjahr nur 233 Tonnen (- 39 % zum Vorjahr) hinzu, was weniger war, als der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. 2020 werden weniger Banken ihre Reserven aufstocken, da man den Preisanstieg nicht noch zusätzlich stützen will. Dennoch lag die Nachfrage im ersten Halbjahr 2020 nur 6 % unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 247,1 Tonnen.
Im Laufe des Quartals erhöhten sechs Zentralbanken ihre Goldreserven um eine Tonne oder mehr. Dies steht im Vergleich zu durchschnittlich neun in den letzten zwölf Quartalen. Die Türkei blieb mit Abstand der größte Goldkäufer. Die türkischen Goldreserven wuchsen um 97,8 Tonnen, was 85 % der vierteljährlichen weltweiten Gesamtmenge ausmachte und ihre Goldreserven auf 583 Tonnen (+ 38 % der Gesamtreserven) anwachsen ließ. Die anderen Käufer waren Ecuador (7,5 Tonnen), Indien (4,7 Tonnen), Usbekistan (4,7 Tonnen) und die Tschechische Republik (1,2 Tonnen).
Die Zentralbankkäufe sanken auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren
Nicht nur die Nachfrage war im ersten Halbjahr rückläufig, sondern auch das Gesamtangebot ging aufgrund der Shutdowns um 6 % zurück. Das Angebot im ersten Halbjahr sank um 6 % auf 2.192 Tonnen, wobei die Minenproduktion im ersten Halbjahr um 5 % auf 1.604 Tonnen sank. Dies war die niedrigste Produktion seit 2014, wobei auch das Recycling im Jahresvergleich ähnlich stark auf 590 Tonnen zurückging. Das Gesamtangebot fiel im 2. Quartal im Jahresvergleich um 15 %, angeführt von einem Rückgang der Minenproduktion um 10 %, da viele Betriebe aufgrund der Shutdowns den Betrieb einstellen mussten.
Das Angebot sank im zweiten Quartal um 15 % aufgrund der Shutdowns und Minenschließungen