Der Goldpreis konnte am Freitag, den 14.05.2021, kurz vor Handelsschluss wichtige technische Widerstände überwinden und zum Wochenstart weiter auf 1.856 US-Dollar (1.530 Euro) ansteigen. Damit sind die Bullen weiter am Zug und auch die Goldminenaktien legten am Donnerstag und Freitag im Umfeld eines weiter ansteigenden Goldpreises zu, sodass der HUI-Goldminenindex auf 306 Punkte anstieg, womit der Index ein Plus von 20 % seit Anfang März verbuchen kann.
Die Bullen haben die Bären in die Flucht geschlagen und treiben den Goldpreis nach oben
Platin und Palladium zeigten sich angesichts der Diskussion seitens der US-Notenbank und Finanzministerin Janet Yellen zu einen potenziellen Zinsanstieg in der letzten Woche schwächer. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte inflationsinduziert wieder auf 1,64 %, weshalb auch die stark überkauften Aktienmärkte im Wochenverlauf schwach waren.
Die Zinsen steigen, was dem Aktienmarkt zu schaffen macht
Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im April um 4,2 % zum Vorjahr an. Dies ist der stärkste Anstieg der Verbraucherpreise seit 2008. Dies übertraf den Marktkonsens von lediglich 3,6 % deutlich, nachdem im März die Preise „nur“ um 2,6 % anstiegen. Befürchtungen, die Inflation könnte aus dem Ruder laufen, lässt Investoren aus dem Anleihenmarkt fliehen, worauf die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen auf 1,68 % anstieg.
Die Inflation ist da – die Konsumentenpreise steigen so stark wie zuletzt vor 13 Jahren
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland weist für den April eine Teuerung in Höhe von 2 % auf, womit die EZB noch Spielraum nach oben hat, bevor sie wie die Fed anfangen müsste zu überlegen, ob sie über einen möglichen Zinsanstieg nachdenken soll.
Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen offiziell zuletzt lediglich um 2 % an
Steigende Zinsen sind Gift für die überschuldeten westlichen Volkswirtschaften, weshalb auch am Aktienmarkt Verkaufsdruck entstand und die Notierungen zweitweise deutlich einbrachen.
Noch werden Rücksetzer am Aktienmarkt durch gekauft, doch entpuppt sich der Anstieg der Konsumentenpreise als dauerhaft und ist nicht nur vorübergehender Natur, dann könnte am Anleihen- und Aktienmarkt die Panik ausbrechen und die Notierungen einbrechen. Ein Zinsanstieg würde vielen Unternehmen, die durch die Lockdowns zusätzlich geschwächt wurden, den Todesstoß versetzen, was die Rezession wieder ans Tageslicht bringen und einen deflationären Effekt auf die Kreditgeldmenge haben würde.
Aktuell glauben die Märkte noch an das Goldilocks-Szenario, dass ihnen die Fed weiterhin mit starkem Wachstum suggeriert, niedriger Inflationsrate, weiterer Liquidität seitens der Fed und ewig niedrigen Zinsen. In diesem Teletubbieland der Inflationshausse sind alle Kleinanleger Tradingexperten, indem man jeden Rücksetzer für Nachkäufe nutzt. Wir sehen Blasen in allen Märkten und eine gesellschaftliche Beteiligung am Aktienmarkt, die nur mit der Manie der Dotcom-Blase Ende der neunziger Jahre zu vergleichen ist.
Es muss sich nur einer der Faktoren verkehren, um eine Korrektur auszulösen. Stellt sich die steigende Inflation als dauerhaft heraus und nicht nur vorübergehend, wird dies der Anfang vom Ende sein. Ein Taper Tantrum am Anleihenmarkt würde unweigerlich die Aktienmärkte im Umfeld explodierender Zinsen mit nach unten ziehen. Die Flucht in den sicheren Hafen der Edelmetalle, insbesondere Gold, wäre die logische Folge. Gold bietet zwar keine Erträge, doch es wird in der Industrie genutzt, es hat einen realen Nutzen, denn es wird als Schmuck seit Jahrtausenden verwendet, weshalb es immer ein stabiler Wertspeicher in Zeiten der Deflation sowie Inflation, Finanzkrisen und geopolitischen Krisen war.
Es reicht, dass die Teuerung über die nächsten sechs Monate im Bereich um die 4 % verharren wird, um die US-Notenbank in Zugzwang einer Zinsanhebung zu bringen bzw. die Märkte nervös zu machen.
Die US-Notenbank druckt aktuell noch immer 120 Mrd. US-Dollar im Monat und kauft dafür Staats- und Hypothekenanleihen auf. Selbst Fed-Vize Richard Clarida gab sich von der Stärke des Preisschubs im April überrascht. Doch machte die Fed unlängst klar, dass es noch lange keinen Anstieg der Leitzinsen geben werde und man die QE-Programme nicht drosseln wird, was Clarida noch einmal bestätigte.
Die Märkte glauben weiterhin, dass es sich bei dem starken Anstieg der Konsumentenpreise lediglich um einen Basiseffekt handelt, nachdem die Preise im März 2020 mit den ersten Lockdowns eingebrochen waren. Darüber hinaus haben die Abbrüche von Lieferketten, die die Lockdowns verursacht hatten, dafür gesorgt, dass viele Rohstoffpreise, wie Bauholz, Stahl, Kupfer, Mais oder Sojabohnen, kurzzeitig förmlich explodieren, doch dürfte es hier schon bald zu einer Mean Reversion kommen und die Preise wieder stark fallen, sobald sich das Angebot erhöht und das Horten im Umfeld voller Lager aufhört.
Im folgenden Chart sehen sich die langfristige Entwicklung der Konsumentenpreise seit 1915 in den USA. Unserer Auffassung nach wird sich die Hochinflationsphase der siebziger Jahre in den kommenden Jahren wiederholen. In dieser Zeit stieg der Goldpreis um mehr als das Zwanzigfache an. Aufgrund der Erfahrungen der siebziger Jahre hatte man die Berechnung der Konsumentenpreise seit 1980 verändert, weshalb die Preisanstiege seither chronisch zu niedrig ausgewiesen werden. Berechnet man die Inflation jedoch nach der alten Berechnungsmethode, so steigen die Konsumentenpreise in den USA bereits mit einer Rate von 12 % anstatt wie offizielle veröffentlicht nur mit 4,2 %.
Die reale Teuerung nach der alten Berechnungsmethode von 1980 liegt bei 12 %
Sieben Billionen US-Dollar wurden durch die großen Notenbanken im letzten Jahr gedruckt. Nur aufgrund des Glaubens, der Preisanstieg wäre temporär, steigen die langfristigen Zinsen und der Goldpreis nicht stärker. Im folgenden Chart sehen sich die reale Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen in Höhe von -2,53 %, womit die Realzinsen offizielle nicht mehr so niedrig waren, wie zuletzt 1980, als der Goldpreis massiv von der Flucht der Investoren in den sicheren Hafen profitiert hatte.
Real rentieren die zehnjährigen Zinsen in den USA aktuell mit -2,53 % und sind damit ein garantiertes Verlustgeschäft
Viel logischer erscheint jedoch die Betrachtung der realen Negativzinsen nach Abzug der Teuerung nach der alten Berechnungsmethode, die bis 1980 verwendet wurde. Hier zeigt sich sofort eine deutliche positive Korrelation zwischen realen Negativzinsen und einem steigenden Goldpreis. Nach dieser Berechnungsmethode rentieren zehnjährige US-Staatsanleihen aktuell mit -10,43 %, was weiterhin ein extrem bullisches Umfeld für die Edelmetalle ist.
Nach der alten Berechnungsmethode der Verbraucherpreise liegt die reale Verzinsung zehnjähriger US-Staatsanleihen bei -10,43 %
Das Goldilocks-Umfeld wird früher oder später in nackter Panik enden, denn für all das Drucken von Geld und die Eingriffe in die Realwirtschaft auf Zinsen und Schulden, muss letztlich die Rechnung gezahlt werden. Die Notenbanken sind unlängst in einer Interventionsspirale gefangen und dazu verdammt einen schnellen Zinsanstieg über das weitere Drucken von Geld zu verlangsamen und zu managen. Der Preis dieser Politik ist die Abwertung der Fiat-Währungen und eine reales Negativzinsumfeld mindestens über die kommenden fünf Jahre, in denen der Goldpreis diametral gegensätzlich seinen Höhenflug fortsetzen und glänzen wird.