Langfristig riesige Gewinnchancen
Terminmarkt: Wieder einmal Schwäche zur Vorwoche
Die Situation bei Platin ist wie in den Vorjahren gegensätzlich zu der von Palladium. Nach einer Woche mit leichter Stärke zeigt sich in dieser Woche wieder Schwäche, so wie auch in den Vorwochen. Das physische Überangebot ist aktuell nur gering, denn immer dann, wenn Gold und Silber stiegen, zeigte sich ein leichtes Defizit, was durch gestiegene Investmentnachfrage in physisch hinterlegte ETF-Produkte entstanden sein dürfte. So dürfte auch der Preisanstieg von Gold und Silber zum Wochenschluss am 9. Oktober ebenso zu erhöhter Investmentnachfrage und einem Defizit am Platinmarkt geführt haben, was der CoT-Report der nächsten Woche zeigen sollte.
Die Terminmarktdaten sind im neutralen Bereich
Platin hat sich in den letzten zehn Jahren schlechter als alle anderen Edelmetalle entwickelt und war aufgrund eines persistenten Überangebots am physischen Markt sogar im Preis gefallen. Im Jahr 2001 war Platin mit einem Platin-Palladium-Ratio von 0,57 ähnlich günstig bewertet wie aktuell und stieg danach in den nächsten fünf Jahren auf ein Ratio von fünf an, was in etwa dem achtfachen Anstieg des Palladiumpreises entsprach. Ob und wie schnell Platin sich wieder besser als die anderen Edelmetalle entwickeln wird, hängt von politischen Förderungen (Brennstoffzelle) und Verboten (Diesel) sowie technologischen Neuerungen, industrieller Nachfrage und der Minenproduktion ab. Dadurch ist eine mittel- bis langfristige Prognose kaum möglich. Die statistischen Chancen im Verhältnis zum Risiko scheinen jedenfalls sehr gut zu sein, wenn man in Platin spekulativ auf Sicht von einer Dekade investiert. Man sollte jedoch nicht mehr als 5 % bis 10 % Platin in ein gut diversifiziertes Edelmetalldepot investieren und den primären Fokus auf die monetären Edelmetalle Gold und Silber legen.
Platin ist historisch günstig im Verhältnis zu Gold
Platin ist auch historisch günstig zu Palladium
Der Langfristchart für Platin zeigt den langfristigen Abwärtstrend, der bereits im vergangenen Jahr gebrochen wurde. Der Beginn der Rezession und der Shutdown sorgten für massiven Abgabedruck, wodurch der Platinpreis kurzfristig noch einmal unter 600 US-Dollar je Feinunze fiel. Die V-förmige Erholung des Platinpreises gelang nur, da auch die Minen vom Shutdown betroffen waren und die Förderung eingestellt werden musste, wodurch ebenfalls das Angebot einbrach. Ohne den Shutdown wäre in der Rezession nur die Nachfrage eingebrochen und der Platinpreis noch tiefer gefallen, wie in jeder Rezession der letzten fünfzig Jahre auch.
Jetzt, da die Geldmenge durch die Notenbanken drastisch ausgeweitet wurde und sich bald verdoppelt haben wird sowie durch die sukzessive Erholung der Wirtschaft treffen abgewertete Fiat-Währungen auf eine wieder ansteigende Nachfrage, was zumindest dafür sorgen sollte, dass im Bereich von 800 US-Dollar ein Boden ausgebildet werden könnte. Charttechnisch gibt es eine Kreuz-Widerstandszone zwischen dem langjährigen Widerstand bei 1.000 US-Dollar und dem langfristigen Abwärtstrend bei 1.100 US-Dollar je Feinunze. Ein Anstieg über den Abwärtstrend würde ein weiteres mittel- bis langfristiges Kaufsignal erzeugen. Der Platinpreis dürfte während der Ausbildung eines Bodens und einer Trendumkehr in den nächsten beiden Jahren sehr volatil bleiben, was kurzfristig agierenden Tradern immer wieder entsprechende Chancen auf kurzfristige Gewinne ermöglichen dürfte.
Bei 800 US-Dollar befindet sich eine Unterstützung und bei 1.000 US-Dollar sowie bei 1.100 US-Dollar ein Widerstand
Der Tageschart zeigt den Widerstand bei 1.000 US-Dollar, der es uns im vergangenen Jahr immer wieder ermöglichte auf einen fallenden Preis zu setzen. Zum Jahreswechsel 2019/2020 baute sich extreme relative Schwäche und ein Überangebot am Platinmarkt auf, das sich letztlich mit dem Shutdown in einem Crash des Platinpreises entlud. Die Stärke und der Preisanstieg von April bis August war auf den Shutdown der Minen zurückzuführen und hatte uns überrascht. Mittlerweile haben die Minen einen Teil ihrer Tätigkeit wieder aufgenommen und das Defizit hat sich in ein leichtes Überangebot gewandelt.
Seit Mitte März standen wir zumeist abseits und erst an der Marke von 1.000 US-Dollar bot sich guten Tradern wieder die Chance auf einen Short-Trade bis 860 US-Dollar. Von hier aus ist im Vorfeld der US-Wahlen die kurzfristige Einschätzung schwer. Gewinnen die Republikaner mit Donald Trump, dürfte der US-Dollar sich kurzzeitig erholen und in diesem Umfeld könnte der Platinpreis noch einmal bis 800 US-Dollar oder etwas tiefer korrigieren, was wir als antizyklische Kaufchance sehen würden. Gewinnen hingegen die Demokraten und Biden wird neuer US-Präsident, so dürfte sich die Talfahrt des US-Dollars in diesem Jahr fortsetzen und Platin womöglich kurzzeitig wieder ansteigen.
Nach einem Ausbruch über langjährige Widerstände folgt oft ein Retest der Unterstützung, bevor sich die Rallye fortsetzen kann
Sollten Gold und Silber nun in der kommenden Handelswoche nach oben ausbrechen und neue Hochs erklimmen können, dann wird Platin wieder den Widerstand bei 1.000 US-Dollar anvisieren, insbesondere dann, wenn Biden die US-Wahl gewinnen sollte. Physische Investoren, die das historisch günstige Ratio von Platin zu Gold, Silber und Palladium langfristig spielen wollen, sollten sich daher fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, einen weiteren Rücksetzer um 100 US-Dollar abzuwarten und das Risiko einzugehen, womöglich diese langfristige Einstiegschance zu verpassen.
Kurzfristig agierende Trader, die auf einen steigenden Preis von Platin setzen wollen, finden hingegen beim Palladium ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis (CRV), weshalb wir Palladium und nicht Platin long handeln würden auf kurzfristige Sicht. Insgesamt gefällt uns das Setup nicht, da der Platinmarkt in den vergangenen Monaten zwischen Überangebot und Defizit hin- und hersprang. Weiterhin könnte der Anstieg vom Freitag mit der Schwäche des US-Dollars eine Eintagsfliege gewesen sein. Insgesamt ist das CRV für einen kurzfristigen Trade bis zu den US-Wahlen schlecht, weshalb wir bis dahin abseits stehen werden. Bei einem Sieg Trumps dürften wir Platin im Zuge eines Short-Squeeze beim USD-Index noch einmal günstiger bekommen.